• Inklusion

„Zwei Jahre sind eine lange Zeit, wenn man davorsteht, wie vor einer leeren Seite und dann sind sie wiederum schnell vorbei, wenn man so viel hat, womit sich die Seiten füllen lassen.

Genau so hat es sich mit dem EVI-Projekt im Kreissportverband Nordfriesland zugetragen. Die Stelle als ‚Event-Inklusionsmanager‘ habe ich im Oktober 2021 angetreten, zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Kreissportverband zusammen mit dem Landessportverband jedoch schon lange mit der Schaffung dieser Stelle und den zugehörigen Anträgen befasst. Die Stelle war schließlich etwas Besonderes: eine von 12 deutschlandweiten Stellen dieser Art, die direkt vom Deutschen Olympischen Sportbund sowie dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wurde.

Gruppenfoto EVI Abschluss in Frankfurt am Main mit allen Verantwortlichen und EVU-Kollegen beim DOSB

Ziel dieses Projektes, dessen Dauer von vornherein auf zwei Jahre beschränkt war, war unter anderem die Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen bei Sportveranstaltungen (als Athlet*innen, Zuschauer*innen, Volunteers) sowie die Nachhaltige Vernetzung zwischen dem Sport und Behinderten- und Selbsthilfeorganisationen.

Insgesamt standen aber über weite Teile der Projektlaufzeit nicht nur die 30 Wochenarbeitsstunden für das Themenfeld Inklusion im und durch Sport, sondern durch eine weitere Förderung aus dem Innovationsfonds des Landes Schleswig-Holstein bis Juni 2023 zehn weitere Stunden sowie eine Minijobstelle dem Sportstandort Nordfriesland zur Verfügung.

Die Umsetzung des Themas war nicht immer leicht, gerade mit dem Start im Herbst 2021, dem ein pandemiegeplagter Winter folgen sollte, in dem viele Sportangebote nicht wie geplant durchführbar waren. Im Inklusionsbereich war dies eine zusätzliche Belastung, da die vielen Sportangebote überdurchschnittlich stark gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und das Wohlbefinden aller Teilnehmenden beeinflussen und zum anderen, weil viele Menschen mit Behinderung in festen Wohneinrichtungen leben, die im besonderen Maße geschützt werden müssen und daher die Öffnung in diesem Themenfeld nochmal länger dauerte als andernorts.

Dennoch konnten wir auch diese Zeit gut nutzen, durch digitale Veranstaltungen, Planungen der bevorstehenden Events im Sommer und Konzeptarbeit zum Thema barrierefreier Veranstaltungsplanung.

Noch vor dem Winter haben wir mit dem inklusiven Sporttag unter Pandemiebedingungen in Husum einen tollen gemeinsamen Sporttag mit vielen Sportlerinnen und Sportlern sowie tollen Austauschen abhalten können.

Drums Alive

Als der Winter dann überwunden war, lag der Fokus bereits früh auf dem 2022 zelebrierten 75-jährigen Verbandsjubiläum und den damit einhergehenden Veranstaltungen: dem Symposium am Vormittag und dem Tag des Sports am Nachmittags des 27. Augustes.

Besonders gefreut hat mich hier, dass das Thema der Barrierefreiheit an allen wichtigen Stellen der Veranstaltungsplanungen mitgenommen und mitgedacht wurde. Das hat sich dann auch ganz hervorragend vor Ort gezeigt. Nicht nur stammten beim vormittäglichen Symposium mehr als ein Viertel aller Beiträge von den Vereinen und Verbänden aus dem Inklusionsbereich, auch am Nachmittag wurde echte Inklusion auf dem Sportgelände in Bredstedt gelebt. Menschen mit und ohne Behinderung machten gemeinsam Sport, tanzten, lachten und hatten eine gute Zeit in Bredstedt, ohne dass der Veranstaltung vorher der Stempel ‚Inklusion‘ aufgetan wurde.

Im Gegenteil, eine gute Planung, der Austausch mit Teilnehmenden im Vorfeld sowie eine klare Kommunikation, was leistbar und was nicht leistbar ist, haben die Barrierefreiheit an sich gar nicht zu einem großen Mehraufwand gemacht.“

Die Gruppe vom WerkHus bei den Wattspielen mit den Wattrollstühlen und dem Blick im Hintergrund aufs offene Watt

Barrierefreiheit ist für zehn Prozent der Bevölkerung unerlässlich, für mindestens 30 Prozent notwendig und für 100 Prozent hilfreich.

„Dieser Leitsatz ist nicht neu und stammt auch nicht von uns, aber er war doch handlungsgebend für viele der absolvierten Projekte. Nehmen wir den oben benannten Veranstaltungstag als Beispiel, so haben sich sicherlich alle Teilnehmenden darüber gefreut, dass sie im Vorfeld aktuelle Informationen zur Durchführung, zur Infrastruktur und die Lagepläne online einsehen konnten.

Hilft dies Menschen mit Behinderung?

Ja, sie können sehen, was sie erwartet und selbst entscheiden, ob und in welcher Form sie mitmachen können und wollen.

Hilft das allen anderen?

Ja, über verlässliche Informationen, einem guten Einblick darüber, was einen erwartet, eine konkrete Ansprechperson bei Rückfragen, breite Gänge, gute Belichtung und alternative Essensangebote freut sich jede und jeder – egal ob darauf angewiesen oder nicht.

Es gab so viele weitere Veranstaltungen (mit den inklusiven Wattspielen war der KSV das erste Mal im Fernsehen zu sehen – juhu!) neue Kontakte (zu Vereinen, Verbänden, Partnern, Förderern, Verwaltung & Politik) und Projekte (aktuell arbeiten wir bspw. noch an einem Filmprojekt, welches den inklusiven Sportstandort Nordfriesland in besonderem Maße abbilden wird).

All diese Themen haben die zwei Jahre wirklich im Flug vergehen lassen.

Nicht zuletzt auch wegen der Nähe zum LSV auf Landesebene und zum DOSB auf Bundesebene war diese Projektphase etwas Besonderes und hat dem KSV im Allgemeinen und mir persönlich im Speziellen einen besonderen Einblick und Austausche zu diversen Themen, in andere Sportstrukturen und diverse Anforderungsprofile gegeben und ermöglicht. Austausche, die stets inspirierend gewesen sind und uns gezeigt haben, was bereits gut läuft, aber auch, um welche Themen es sich noch zu kümmern lohnt.

Foto Tyll Infoveranstaltung Sport für ALLE

Wir sind auf einem guten Wege, denn auch durch meine Vorgängerin, Nele Neumann, sowie durch die langjährige Arbeit des KSV im Themenfeld, maßgeblich angestoßen durch Lisa Brodersen im Vorstand und den KSV-Vorsitzenden Matthias Hansen, war und ist der Verband sehr gut aufgestellt. Doch es gibt auch viele Themen, die wir natürlich gerne noch angehen wollen und die wir in Zukunft angehen werden.

Wir freuen uns weiterhin über die Kontaktaufnahme, beraten und unterstützen gerne die Sportvereine und -verbände in Nordfriesland im Themenfeld Barrierefreiheit und Inklusion.

An dieser Stelle möchte ich mich bedanken, für das mir entgegengebrachte Vertrauen insbesondere vom KSV-Vorstand sowie meinen Kolleginnen und Kollegen, die vielen inspirierenden Gespräche und die gemeinsame konstruktive Arbeit.

Besonders aber möchte ich mich für das individuelle und häufig ehrenamtliche Engagement im Thema Inklusion bedanken und dafür, dass Sie und Ihr unermüdlich darauf hinwirkt und hinwirken, diese Welt für viele Menschen ein bisschen besser zu machen und den Sport zunehmend als Spiegelbild unserer vielfältigen Gesellschaft zu gestalten.“

Gez. Tyll-Niklas Reinisch, Husum, 30.09.2023
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